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Aufklärung zu Fake-Aufklärern

Rezension von Randolf Jessl, Auctority GmbH via Amazon

Andreas Edmüller hat ein wichtiges und aufschlussreiches Buch hier vorgelegt. Es führt in großer Klarheit und Konsequenz in die Frage ein, was eine Theorie ausmacht – und warum viele Verschwörungstheorien dieses Attribut nicht verdienen. Wer diesen Teil verinnerlicht hat, dürfte auch in einem einschlägigen Proseminar bestehen – was bei der Herkunft des Autors nicht verwundert (Edmüller hat in Logik und Wissenschaftstheorie promoviert, habilitiert und an der LMU München dazu gelehrt).

Es bietet aber auch jede Menge praktische und kurzweilige Beispiele, an denen sich erkennen lässt, worum es Verschwörern auf der einen und echten Theoretikern auf der anderen Seite geht. Zu guter Letzt gibt es sogar eine Checkliste mit kritischem Leitfragen, die jede:r an Erzählungen anlegen kann, um zu beurteilen, ob sie sich als Theorie tarnen, aber im Grunde eher ins Märchenfach gehören.

All das ist Dienst am Zusammenhalt unserer Gesellschaft – denn Fake News, Mythen, Märchen und Verschwörungstheorien graben sich immer tiefer in unsere Gespräche und das, was wir für wahr und richtig halten (angefangen von Corona über US-Wahlausgänge bis hin zu Interventionsanlässen in der Ukraine). Und ihnen nicht zu glauben, dient dem sozialen Frieden.

Etwas unglücklich gewählt ist allerdings der Titel: Denn dieser suggeriert, es ginge dem Autor um Persönlichkeitssmerkmale (Spinner oder Aufklärer). Es geht ihm aber vielmehr um Argumentationsstrategien. Und dann bleibt da noch der bittere Wermutstropfen: Die, die Verschwörungstheorien verbreiten, und jenen, die ihnen anhängen, ist es leider herzlich egal, ob ihre Erzählungen den Anforderungen an eine Theorie genügen. Sie verbreiten ihre Narrative so oder so und glauben an sie mit Inbrust. Kein Grund aber, sich durch Edmüllers Erläuterungen dagegen nicht zu immunisieren.